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14. Immer da

Es gibt Zeiten im Jahr, da hat er besonders viel zu tun. Und die Adventszeit, wenn die Weihnachtsmärkte aufmachen, ist definitiv eine davon. Dann ist er nicht selten um 12 Uhr mittags schon vollgestopft mit allem möglichen Zeug, das niemand mehr benötigt und das achtlos weggeworfen wird. Oft fällt etwas neben ihn, weil die Menschen in aller Eile und Zeitnot nicht richtig hinschauen. Meistens läuft er jedoch schlichtweg über, weil er nichts mehr in sich aufnehmen kann. Wenn es dunkel wird, gesellen sich leere Bier- und andere Pfandflaschen zu ihm und leisten ihm etwas Gesellschaft. Zusammen beobachten sie dann die Menschenmenge, die an ihnen vorbeizieht und immer ausgelassener wird. Sie freuen sich, dass sie zumindest einander haben und sich gegenseitig wärmen können, wenn auch nur für eine kurze Weile, bis, Zack, eine Hand kommt und die Pfandflaschen wieder einsammelt.

Ja, manchmal ist er schon etwas einsam in seinem 24/7-Job, der wenig Abwechslung zu bieten hat. Viele Menschen kennt er mittlerweile, denn sie kommen immer wieder vorbei. Die schlanke Brünette mit der roten Handtasche, die jeden Morgen gegen halb acht ihren leeren Coffee-to-go-Becher bei ihm lässt. Oder die beiden Geschwister, die sich oft Süßigkeiten in seiner Nähe teilen und die Tüten schnell und heimlich bei ihm entsorgen, bis es nach Hause geht. Wie die meisten anderen schenken sie ihm jedoch nur wenig Beachtung. Die Freude über ihn hält immer nur für einen kurzen Augenblick an, und schnell wird ihm wieder der Rücken zugedreht.

Er steht da, Tag für Tag. Die Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Das Wetter hat ihn gezeichnet. Aber er steht immer da, und verlässlich fängt er alles auf, was die Menschen bei ihm loswerden wollen. Er weiß, wie bedeutsam er ist. Und Gott weiß es auch.