Foto: Merle Specht

17. Schenken schwer gemacht

Mir fällt nichts ein. Mir fällt einfach nichts ein. Was soll ich dieses Jahr bloß zu Weihnachten schenken? Jedes Jahr der gleiche Hustle! Das verdirbt mir die Adventszeit! Ankommen – vorbeiziehen lassen und genießen – das wäre mein Herzenswunsch. Doch ich weiß nicht, wie.

Und so ziehe ich wieder durch die Straßen – auf der Suche nach dem Richtigen, dem Passenden, dem Originellen – und überlege mir: Wozu das Ganze? Bin ich ein schlechterer Mensch, nur weil ich keine Geschenke finde? Vielleicht sollte ich es einfach ausprobieren: Weihnachten ohne Geschenke!

Ich fühle mich wie ein kleiner Revolutionär! Ich mache es anders als die anderen. Ich setze Zeichen!

Als ich mich gerade mit der neuen Idee anfreunde und den Nachhauseweg antrete, kommen mir Zweifel: Will ich wirklich der Revolutionär sein? Oder bin ich heute einfach nur an meinem Perfektionismus gescheitert? Ich merke, dass es mir die ganze Zeit wohl nur um eines ging: Ich wollte wieder mal der Held unter dem Weihnachtsbaum sein.

Ich beende die Advents-Odyssee an der Kasse eines Kinos. Es wird ein Gutschein. Etwas, das jeder schenken könnte. Doch trotzdem bin ich froh. Denn dieses Geschenk hat mir Mühe und Kopfzerbrechen bereitet. Es hat einen größeren Wert, als man zuerst vermuten würde.

 

– Richard Jamieson • Vikar in Bremen –