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18. Adventsleuchten

Ich hab schon alles gehört und alles gesehen,
verstehen will ich die Welt und alles um mich her,
wie ein Weltenbummler ziehe ich von hier nach dort,
von einem Ort hin zum Leben,
was soll es noch geben,
das ich nicht schon erlebt hätte,
jede Wette, nichts dabei!


Egal, was sie erzählen, ich hab’s schon gefühlt,
nichts mehr dabei, was mich aufwühlt, aufregt, unsicher machen kann,
ich werde drüber lachen und dann kommst du
und legst deine Hand auf meine Schulter.


Du zeigst nach oben.
Die Nacht hat sich über den Tag geschoben.


Hab gar nicht gemerkt, wie es dunkel wurde.
Mein Blick stolpert über die Straße der Milch.
Was gibt es zu sehen?, frage ich dich.
Doch da sehe ich in dem Moment,
wie er gleißend am Nachthimmel brennt.


Ein einzelner Stern steht dort
und er hat eine Geschichte, die er mir erzählt.
Er strahlt so hell und prahlt ein bisschen,
dass er sah, was damals in dieser Garage geschah.
Oder war es ein Stall?
 

So sicher ist er sich nicht mehr,
denn es ist schon ziemlich lange her.
Trotzdem freut sich der Stern jedes Mal,
dass die Geschichte immer noch erzählt wird,
weil er diese Geschichte liebt
 und sie mit Begeisterung weitergibt.


„Es begab sich aber zu der Zeit“ –
und schon ist es so weit:
an dieser Stelle sind alle eingeschlafen
oder winken den kleinen Schafen
zu, die beim Krippenspiel auf ihren Einsatz warten.


Der Stern ist empört, dass die Gemeinde
mit ihrem Gähnen seine Geschichte stört.
„Hört, hört!“, ruft er dann,
„ich fang nochmal an.“
Und er hängt eine neue Pointe dran:


„Am Ende geht es nur um eins“,
flüstert der Stern und alles ist still,
weil nun jeder das neue Ende hören will.
Alle sind leise und warten gebannt,
weil der Stern sie jetzt extra auf die Folter spannt.


Zum Schluss hat das Leuchten die Schäfchen erreicht,
die Eltern, die Omas und Gärtner vielleicht.
Vielleicht geht sie mit dir weiter, diese Geschichte vom Stall.
Und du, du erzählst sie wie ich überall.