Foto: Merle Specht

2. Advent heißt Vorbereitung

Es war vor einigen Jahren in meiner Gemeinde in Südägypten. Sehr früh am Morgen klopfte jemand an unsere Tür. Ich musste erst einmal richtige Kleidung anziehen, ging an die Tür und sah Samir, den 16-jährigen Jungen aus unserer Gemeinde. „Warum sitzt du so früh hier und klopfst an unsere Tür?“ Seine Sprache war sehr schwerfällig und kaum zu hören. Ich kannte ihn und seine Familie gut. Samir nahm Dinge nur sehr langsam auf und reagierte auch langsam. Doch schließlich verstand ich, was er sagte: „Ich weiß, dass heute das Schmücken anfängt, und ich will mitmachen!“

Immer am 1. Dezember kommen Männer, Frauen und Kinder aus unserer Gemeinde, um die Kirche für die Weihnachtsfeier gründlich zu reinigen: den Boden, die Wände und Fenster. Danach erstrahlt die ganze Kirche wunderbar hell. Und alle helfen auch beim Schmücken.

Ich sagte zu Samir: „Das geht erst in knapp zwei Stunden los, aber komm doch herein.“ Wir gingen ins Gemeindebüro; der Küster war auch schon da, und wir frühstückten zu dritt.

Um 8 Uhr waren dann alle Leute gekommen, die helfen wollten. Und alle packten an, und Samir war mittendrin. Er war glücklich und lachte immer wieder. Zusammen mit zwei anderen baute er in der Ecke eine Krippe auf. Der Küster stellte mit anderen den Weihnachtsbaum auf die rechte Seite des Altars. Direkt vor der Kirchentür oben hat jemand einen großen Stern gesetzt. Überall werden leuchtende Sterne angebracht. Es war eine besonders fröhliche Atmosphäre. Und immer wieder steckte Samir die anderen mit seinem Lachen an.

Diese Begebenheit hat tiefe Spuren in meinem Herzen hinterlassen. Ein Mensch, der sonst kaum Wertschätzung erfährt, gehörte mitten hinein in die Gemeinschaft, war glücklich und brachte anderen Freude.

Einige Jahre später, als unsere Gemeinde viel Geld gesammelt hatte, kam ein Kirchenvorsteher: „Wir haben jetzt genug Geld und können Mitarbeiter für die Reinigung bezahlen.“ Ich sah die glücklichen Augen von Samir vor mir und war mir sicher: Nein, diese Vorbereitung ist für unsere Gemeinde so wichtig! Die Kirche zusammen schmücken und reinigen. So wird Weihnachten immer verbunden sein mit einer wunderbaren Freude und der Erinnerung an unsere Gemeinschaft.