Foto: Merle Specht

3. Ein Platz für Jesus

Der Weg durch die Kälte in den Keller ist erst einmal ein Angang. Aber nach kurzer Zeit habe ich den richtigen Karton gefunden.

Ich nehme ihn mit nach oben in die Wohnung. Dort wickle ich die Holzfigur aus.

Zwei Brettchen – eins für die Rückwand, eins für den Boden – bilden eine Art Bühne. Unter dem angedeuteten Dach sind einige einfach gestaltete, flache Holzfiguren auf das untere Brett aufgeklebt: Maria und Josef, in ihrer Mitte auf einer Erhebung ein kleines Bündel mit Gesicht. Davor sieht man zwei Hirten mit drei gerade so als Schafe zu erkennenden Figuren.

Früher, bei meinen Eltern, war es für mich immer etwas Besonderes, wenn die Kartons mit der Weihnachtsdekoration vom Dachboden geholt wurden.

Dann wurden zuerst die Fensterdeko und die Krippe ausgepackt. Wir Kinder durften mithelfen. Der Tannenbaumschmuck kam erst am 24. zum Einsatz.

Die Krippe war ein ziemlich geräumiger Stall. Dazu gab es einige bunte Figuren und auch etwas Stroh für Ochs und Esel.

Als Kind habe ich mir die Krippenfiguren gerne ganz genau angesehen und mir überlegt, worüber z. B. die Hirten sich wohl heute Abend unterhalten könnten.

Außerdem war die Krippe meiner Eltern sogar beleuchtet. Das Licht aus der Krippe erhellte in der Advents- und Weihnachtszeit die Nächte.

In den Zimmern und Wohnungen, in denen ich während des Studiums und während meiner Ausbildung gewohnt habe, war für so eine umfangreiche Krippe kein Platz. Zu viel Deko macht die Umzüge nur umständlicher. Und auch meine jetzige Wohnung ist nicht allzu geräumig.

Ich betrachte die kleine Krippe und überlege, wo sie ihren Platz finden soll.

Im Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch würde sie zwischen den Papierstapeln untergehen.

Außerdem sollen ja alle etwas von ihr haben.

Im Wohnzimmer würde sie neben dem Fernseher nicht genug zur Geltung kommen.

Und in der Küche? Da wäre sie auch nur im Weg … Jesus braucht eben Platz.

Aber eigentlich müsste sie genau dort stehen: Mitten in der Küche – zwischen Wasserkocher und Waschbecken – mitten im Leben.